Netzhautschaden verstehen

Diabetes kann die Netzhaut schleichend schädigen – oft ohne sichtbare Symptome. In diesem Artikel erfahren Sie, welche Zeichen Sie ernst nehmen sollten, wie oft Sie Ihre Augen kontrollieren lassen sollten und durch welche Behandlungsmethoden bleibende Schäden vermieden werden können.

Diabetes betrifft in der Schweiz rund eine halbe Million Menschen – und Netzhautschäden gehören zu den häufigsten, aber am wenigsten bemerkten Folgen. Das Tückische: Die Sehkraft kann sich erst spürbar verschlechtern, wenn die Erkrankung bereits fortgeschritten ist. Wer früh reagiert, kann seine Augen jedoch effektiv schützen.

Wie entstehen Netzhautschäden bei Diabetes?

Die Netzhaut ist von feinsten Blutgefässen durchzogen, die Sauerstoff und Nährstoffe liefern. Bei dauerhaft erhöhtem Blutzucker werden diese Gefässe undicht oder verschliessen sich. Daraus entwickelt sich die diabetische Retinopathie – eine Erkrankung, die schleichend voranschreiten kann, ohne dass anfangs etwas auffällt.

Tritt Flüssigkeit in die zentrale Netzhaut, die Makula, aus, spricht man von einem diabetischen Makulaödem (DMÖ). Dadurch werden Lesen, Gesichtserkennung und feine Sehaufgaben anstrengend oder unscharf. In der Schweiz sind zehntausende Menschen betroffen – ein relevanter Teil bereits zum Zeitpunkt der Diabetesdiagnose.

Zu den Risikofaktoren zählen neben hohem Blutzucker auch hoher Blutdruck, erhöhte Blutfette, eine lange Diabetesdauer sowie – in geringerem Ausmass – erbliche Einflüsse. Je mehr Faktoren zusammenkommen, desto wichtiger sind engmaschige Kontrollen.

Warnzeichen – und wie man frühe Veränderungen erkennt

Nicht jeder Hinweis bedeutet gleich Gefahr, aber folgende Symptome sollten Sie ernst nehmen:

  • Verschwommenes oder wechselnd schlechteres Sehen
  • Schatten, dunkle Flecken oder «fliegende Mücken» («floaters»)
  • Farben wirken weniger lebhaft, Kontraste schwächer
  • Mühe beim Lesen, besonders in der Dämmerung

So findet man Veränderungen zuverlässig:
Regelmässige Augenarzt-Untersuchungen sind entscheidend – auch ohne Beschwerden. Bei der Funduskopie wird der Augenhintergrund beurteilt. Ergänzend zeigt die OCT (Optische Kohärenztomographie) kleinste Flüssigkeitsansammlungen in der Makula. Falls Durchblutungsstörungen vermutet werden oder eine Behandlung geplant ist, kann eine Fluoreszenz-Angiographie sinnvoll sein.

Behandlung: Wann eingreifen – und womit?

Nicht jede Veränderung braucht sofort eine Therapie. Entscheidend sind Stadium, Beschwerden und das Risiko für bleibende Schäden. Ziel ist immer, Sehkraft zu erhalten – und wenn möglich zu verbessern.

Lasertherapie:
Sie wird vor allem eingesetzt, um das Fortschreiten zur proliferativen Retinopathie zu bremsen, etwa bei peripheren Gefässneubildungen oder Blutungen. Beim Makulaödem kann Laser in ausgewählten Situationen helfen, ist in Bezug auf Sehschärfe jedoch meist weniger wirksam als moderne Injektionstherapien.

Medikamentöse Therapie / Injektionen:
Anti-VEGF-Präparate wie Ranibizumab (Lucentis®) oder Aflibercept (Eylea®) sind in der Schweiz etabliert. Sie dichten undichte Gefässe ab und hemmen krankhafte Gefässneubildungen – insbesondere beim DMÖ. Zu Beginn erfolgen Injektionen oft monatlich; später wird im Treat-&-Extend-Schema ausgedehnt oder nach Bedarf behandelt. Kortikosteroid-Implantate wie Ozurdex® kommen in Frage, wenn Entzündung mitspielt oder Anti-VEGF nicht genügt.

Neue Ansätze und Ergänzungen:
Studien zeigen, dass Fenofibrat das Fortschreiten der Retinopathie bremsen kann. Wichtig ist zudem eine enge Zusammenarbeit zwischen Hausarzt/Diabetologie, Augenarzt und – wo passend – spezialisierten Optikern, damit Screening, Diagnostik und Therapie ineinandergreifen.

Kontrolle: Wie oft – und was Sie selbst tun können

Auch ohne Beschwerden gilt: Regelmässig kontrollieren.
Als Faustregel reicht häufig ein Termin pro Jahr beim Augenarzt. Bei Typ-1-Diabetes, langer Krankheitsdauer, erhöhtem HbA1c oder bestehender Retinopathie sind engere Intervalle (z. B. halbjährlich) sinnvoll.

Das können Sie im Alltag selbst tun:

  1. Blutzucker möglichst im Zielbereich halten (HbA1c).
  2. Blutdruck und Cholesterin konsequent managen.
  3. Nicht rauchen, ausgewogen essen, bewegen.
  4. Warnzeichen ernst nehmen und Veränderungen früh abklären lassen.
  5. Verordnete Medikamente zuverlässig anwenden und Nachsorge einhalten.

DSGVO Cookie-Einwilligung mit Real Cookie Banner