Pollen gefährden Neurodermitiker

Die Pollen fliegen wieder und plagen Allergiker und empfindliche Menschen. Besonders gefährdet ist auch, wer unter Neurodermitis leidet. Denn Pollen können bei ihnen eine schwere Form von Bindehautentzündung begünstigen. Was Sie wissen sollten.

Es lässt sich davon ausgehen, dass bis zu 30 von 100 Kindern in der Schweiz an Neurodermitis leiden. Bei 70 Prozent davon heilt sie im Jugendalter aus. Bis zu 10 Prozent der Bevölkerung ist mit der chronischen oder chronisch auftretenden Hautkrankheit allerdings auch noch im Erwachsenenalter konfrontiert. Neurodermitis-Patienten sind besonders anfällig für eine nicht infektiöse Bindehautentzündung, die von Pollen ausgelöst oder verstärkt werden kann, warnen Experten der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG).

Sehvermögen ist bedroht

Eine solche atopische Keratokonjunktivitis (AKK) könne unbehandelt zu Hornhautkomplikationen führen und das Sehvermögen bedrohen, heisst es von Prof. Philip Maier von der Klinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums im deutschen Freiburg gegenüber der DOG.

Experten vermuten das Strukturprotein Filaggrin als Ursache dafür. «Bei Patienten mit Neurodermitis konnte sowohl in der Haut als auch in der Hornhaut eine fehlerhafte Filaggrin-Produktion nachgewiesen werden», berichtet Maier.

Durch den Juckreiz bedingtes starkes Augenreiben, vor allem bei Kindern, kann einer neuen Studie zufolge Hornhautkomplikationen weiter fördern.

Hautrisse und Schuppen alarmieren

Die Bindehautentzündung AKK äussert sich zunächst wie eine «normale» Konjunktivitis mit juckenden und geröteten Augen, die tränen, geschwollenen Lidern und einem Fremdkörpergefühl im Auge. Die Symptome äussern sich aber häufig stärker als bei einer rein allergischen Bindehautentzündung. Zudem gibt es wichtige Unterschiede: «Zusätzlich kommt es häufig zu typischen Verdickungen an der Lidkante, zu Hautveränderungen wie Schuppungen oder Falten sowie Hautrissen am unteren Augenlid. Auch zeigt die Bindehautentzündung oft über lange Zeit trotz pflegender Massnahmen keine Besserungstendenz», so Maier. Bei schweren Verläufen können an der Hornhaut oberflächliche Defekte bis hin zu Geschwüren entstehen, oder Blutgefässe einwachsen, was im Extremfall bis zur Erblindung aufgrund einer vollständigen Trübung der Hornhaut führt.

Anzeichen rasch abklären lassen

Wer unter Neurodermitis leidet und Anzeichen einer Bindehautentzündung bemerkt, sollte sich umgehend augenärztlich untersuchen lassen, empfiehlt Maier. Das gilt auch, wenn Fälle von Neurodermitis in der Familie aufgetreten sind.

Erste Hilfe zur Linderung

Auf das Tragen von Kontaktlinsen sollte vorübergehend grundsätzlich verzichtet werden. Tägliche Lidrandpflege: Lidränder vorsichtig mit feuchten Wattepads oder Wattestäbchen reinigen und Auflegen einer wärmenden Maske. Gegen Trockenheit und Juckreiz der Augen helfen Tränenersatzmittel ohne Konservierungsstoffe, die auch Pollen herausspülen. Auch ein regelmässiges Augenbad reinigt die Augen von Pollen, beruhigt und befeuchtet sie. Bei stark ausgeprägtem Juckreiz können mehrmals täglich antiallergische Augentropfen geträufelt werden – Antihistaminika oder Mastzellstabilisatoren.

Wenden Sie sich bei Unsicherheiten und Fragen zum Thema gerne auch an uns Gesundheitsoptiker.

Quelle: Ärzte Zeitung