Augenmythen Faktencheck
Sie haben sicher schon gehört: «Rüebli essen verbessert die Sehkraft», «Brille macht faul». Wir räumen mit gängigen Mythen auf – mit fundierten Fakten und alltagstauglichen Tipps, die wirklich helfen.

Der Sommer 2025 bringt in der Schweiz wieder sehr hohe UV-Werte. Gleichzeitig kursieren rund ums Sehen hartnäckige Halbwahrheiten. Hier lesen Sie, was stimmt, was nicht – und was Sie heute konkret für entspannte und gesunde Augen tun können.
Rüebli & Vitamin A: gut, aber kein Wunderheilmittel
Rüebli gelten als Augenbooster. Richtig ist: Beta-Carotin aus Rüebli wird im Körper zu Vitamin A umgewandelt. Ein echter Vitamin-A-Mangel kann die Anpassung an die Dämmerung verschlechtern (Nachtblindheit) und im Extremfall die Hornhaut schädigen. Falsch ist: Wer sich ausgewogen ernährt und keinen Mangel hat, sieht durch zusätzliche Rüebli nicht besser. Mehr Vitamin A hebt die Sehkraft nicht über das persönliche Normalniveau hinaus.
Für den Alltag heisst das: ausgewogen essen statt einseitig supplementieren. Vitamin-A-Quellen sind z.B. Rüebli, Süsskartoffeln, Spinat (Beta-Carotin) sowie Eier und Milchprodukte (Vitamin A). Wer ein erhöhtes Mangelrisiko hat – etwa bei strengen Diäten, Darmerkrankungen oder nach bestimmten Operationen – klärt das am besten ärztlich ab. Ungezieltes Hochdosieren kann schaden.
Merken: Rüebli sind gesund – aber keine Abkürzung zu «Adleraugen».
Lesen im Dunkeln & Bildschirmstress: Was die Augen wirklich müde macht
Die gute Nachricht zuerst: Lesen bei wenig Licht schädigt Ihre Augen nicht dauerhaft. Es ist bloss anstrengender – die Pupille wird grösser, Kontraste sinken, die Augen fokussieren stärker. Kopfschmerzen, Brennen und kurzfristig verschwommenes Sehen sind typische Überlastungszeichen bei langer Naharbeit.
Was hilft im Alltag?
- 20-20-20-Regel: Alle 20 Minuten für 20 Sekunden in ca. 6 Meter (20 feet) Entfernung schauen – das entspannt die Fokussierung.
- Blinken & Befeuchten: Beim Starren sinkt die Blinkrate; künstliche Tränen und bewusstes Blinzeln stabilisieren den Tränenfilm.
- Ergonomie: Bildschirm auf Armlänge, leicht unter Augenhöhe, Helligkeit an den Raum anpassen, störende Reflexe vermeiden.
- Abendmodus: Blaulicht-Reduktion (Software/Nachtmodus) kann für viele angenehmer sein, besonders am Abend: Das Licht wirkt wärmer, Blendung nimmt ab. Spezielle Blaulichtfilter-Gläser zeigen in Studien allerdings keinen klaren Zusatznutzen gegen digitale Ermüdung – wenn sie Ihnen subjektiv guttun, sind sie als Komfortlösung ok. Entscheidend bleiben Pausen, Sitzabstand und eine aktuelle Korrektur.
Merken: Nicht das Dunkel macht die Augen kaputt – sondern Dauer-Naharbeit ohne Pause.
«Brille macht faul»? Im Gegenteil: Sie entlastet – gerade bei Kindern
Der Mythos hält sich hartnäckig: Wer früh eine Brille trägt, «verlernt» das Sehen. Das ist falsch. Eine korrekt angepasste Brille korrigiert einen Brechungsfehler (z. B. Kurz- oder Weitsichtigkeit), sie verändert die Anatomie des Auges nicht. Ohne passende Korrektur müssen die Augen mehr arbeiten – Folgen sind häufig Kopfschmerzen, müde Augen und reduzierte Leistungsfähigkeit.
Worauf Eltern achten sollten:
- Regelmässige Kontrollen stellen sicher, dass die Stärke stimmt und die Brille korrekt sitzt.
- Myopie-Management (z. B. spezielle Brillengläser oder Kontaktlinsen, ärztlich verordnete niedrig dosierte Atropin-Tropfen) kann das Fortschreiten von Kurzsichtigkeit messbar bremsen.
- Tageslicht wirkt protektiv: 1–2 Stunden täglich draussen senken das Risiko, kurzsichtig zu werden bzw. schnell fortzuschreiten – ein einfacher, wirksamer Baustein für die ganze Familie.
- Wichtige körperliche Bewegung – am besten draussen: Bewegung im Freien fördert nicht nur die allgemeine Gesundheit, sondern unterstützt auch die Augen und beugt einer schnellen Zunahme der Kurzsichtigkeit vor.
Merken: Die Brille schwächt die Augen nicht – sie macht den Alltag schärfer und entspannter.
Sonnenbrillen in der Schweiz: So schützen Sie Ihre Augen wirklich
Mit der starken Sommer-Sonne und in den Bergen gilt: UV-Schutz ist Pflicht – auch für die Augen. UV-Strahlung kann akut eine «Schneeblindheit» (Hornhaut-Sonnenbrand) auslösen und ist langfristig an Katarakt (Grauer Star) sowie Bindehaut-/Hornhautveränderungen beteiligt. In der Höhe nimmt die UV-Belastung zu, Schnee und Wasser reflektieren stark – das erhöht die Dosis zusätzlich.
Darauf sollten Sie achten:
- UV-400 / 100 % UV-Schutz und CE-Kennzeichnung nach gültiger Norm (EN ISO 12312-1). Die Tönung (hell/dunkel) ist nicht der UV-Schutz!
- Filterkategorie 3 ist für die meisten Sommer-Tage und die Berge ideal; Kategorie 4 (Gletscherbrille) nur für Extremhelligkeit – nicht für den Strassenverkehr geeignet.
- Guter Sitz & Form: Breite, eng anliegende Fassungen oder Seitenschutz reduzieren seitliches UV-Eindringen; polarisierte Glaeser mindern Blendung auf Wasser/Schnee.
- Kinderaugen schützen! Sie sind besonders UV-empfindlich – eine passende Kinder-Sonnenbrille mit UV-400 gehört in jeden Rucksack.
Merken: UV-Schutz ist ein Gesundheits-Feature, kein Modedetail.
Kurz gesagt:
- Rüebli ja – aber gezielt
- Brille tragen entlastet
- Pausen schlagen Blaulicht-Hype
- Ohne verlässliche Sonnenbrille geht es im Schweizer Sommer (und in den Alpen) nicht.
Wenn Sie unsicher sind, ob Ihre Brillenstärke stimmt, wie gut Ihre Sonnenbrille schützt oder ob für Ihr Kind Myopie-Management sinnvoll ist: Lassen Sie sich bei einer Gesundheitsoptikerin oder einem Gesundheitsoptiker in Ihrer Nähe beraten und vereinbaren Sie direkt einen Termin.