Sehhilfe im Strassenverkehr
Brillenträger stehen beim Motorrad- und Rollerfahren vor speziellen Herausforderungen. Sind Helm und Brille aufeinander abgestimmt, sorgt das für mehr Fahrspass und Sicherheit. Welche Brillen und Gläser sind die Richtigen fürs Motorrad und warum muss eine Zweitbrille mitgeführt werden?
Spätestens ab dem 45. Lebensjahr ist die Mehrheit von uns auf eine Sehhilfe angewiesen. Das bedeutet, dass auch die meisten Motorradfahrer ab diesem Alter Brillenträger sind. Aber Brille und Motorradhelm sind naturgemäss nicht das ideale Paar. Schon das Auf- und Absetzen wird zur Herausforderung, wenn sich die Brille im Helm verhakt und womöglich schnell verbiegt. Drückt der Helm auf die Brille, ist das nicht nur äusserst unangenehm, sondern kann auch zu Kopfschmerzen führen. Eine rutschende Brille oder Luftverwirbelungen am Gestell führen schnell zu Ablenkung und sind daher ein Sicherheitsrisiko.
Helm und Brille müssen zusammenpassen
Beim Kauf eines Helmes empfiehlt es sich, Brille und Helm unbedingt zusammen anzuprobieren und am besten eine Probefahrt damit zu machen. Denn nur so lässt sich feststellen, ob die Brille gut sitzt und bei höherer Geschwindigkeit keine unangenehmen Luftverwirbelungen an der Fassung auftreten. Manche Helme erlauben die Anpassung der Wangenpolster und Pads am Oberkopf für die individuellen Bedürfnisse.
Klapphelme beweisen sich als vorteilhaft für Brillenträger. In der Regel muss die Brille beim Aufsetzen des Helmes nicht abgenommen und die Bügel nicht eingefädelt werden.
Welche Brillenform eignet sich für Motorrad- und Rollerfahrer?
Schmale Fassungen mit dünnen, hoch angesetzten Bügeln, die das Blickfeld zur Seite offenlassen, sind ideal für Motorrad- und Rollerfahrer. Besonders angenehm sind leichte Modelle und flexible Fassungen, sogenannte Flex-Modelle. Brillen aus Titan etwa sind nicht nur leicht, sondern auch langlebig und robust. Wie jede andere Brille auch, muss auch die Motorradbrille bequem und sicher rutschfest sitzen.
Die falsche Brille schmälert Sehkomfort und Sicherheit
Brillen mit weichen, elastischen Bügel sind nicht zu empfehlen, da sie sich die Bügel beim Einfädeln zwischen Schläfe und Helmpolstern schnell verbiegen können. Auch auf massive, grosse und schwere Gestelle sollten Motorradfahrer besser verzichten. Für Brillen mit kleinen Gläsern, die das Sichtfeld einschränken, gilt grundsätzlich: Hände weg! Denn das Geschehen im Rückspiegel sollte zu jeder Zeit ohne grössere Kopfbewegungen erfasst werden können.
Warum Kunststoffgläser die bessere Wahl sind?
Motorrad- und Rollerfahrer sollten leichte Gläser aus Kunststoff bevorzugen, das diese bei Unfällen nicht oder viel weniger splittern als Glas. Sie haben zudem den Vorteil, dass sie witterungsbedingt weniger schnell beschlagen als Quarzgläser. Kunststoffgläser sind allerdings aufgrund ihrer weichen Oberfläche anfälliger für Kratzer und Schmutz. Sorgfältige, regelmässige Pflege der Brille ist daher unerlässlich. Eine schmutz- und wasserabweisende Beschichtung erleichtert die Reinigung. Wer darauf verzichten möchte, ist gut beraten, wieauch beim Visier ein Antibeschlagmittel zu benutzen.
Tipp aus der Bikerszene: Die Gläser mit Spülmittel benetzen und nach dem Trocknen polieren.
Mehr Sicherheit durch entspiegelte Gläser
Experten für Verkehrssicherheit raten dringend zur Entspiegelung der Gläser. Diese Spezialbehandlung macht die Gläser lichtdurchlässiger und verhindert – neben einem sauberen, kratzfreien Visier – Lichtreflexe von Strassenbeleuchtung und entgegenkommenden Fahrzeugen.
Statt zur Tönung besser zu Spezialgläsern greifen
Wer häufig während der Dämmerung oder nachts unterwegs ist, sollte auf eine Tönung der Gläser verzichten. Selbst wenn sie nur leicht ist und kaum sichtbar, schluckt sie wertvolles Licht und kann zum Sicherheitsrisiko werden. Stattdessen sorgen Spezialgläser für den Strassenverkehr, in lichtarmen Tageszeiten oder bei schlechten Sichtbedingungen zur besseren Wahrnehmung der Kontraste.
Sind Kontaktlinsen auf dem Motorrad eine gute Idee?
Kontaktlinsen sind eine bequeme Alternative unter dem Helm und ermöglichen uneingeschränkte Sicht, weil das Gesichtsfeld nicht einschränken. Aber Helme sind auf eine gute Luftzirkulation ausgelegt, um die Atmung nicht zu behindern, bei warmem Wetter für Belüftung zu sorgen und bei niedrigen Temperaturen das Beschlagen des Visiers zu verhindern. Der Luftstrom wird für Kontaktlinsenträger häufig zum Störfaktor, weil Augen und Kontaktlinsen schnell austrocknen und ein Reib- oder Fremdkörpergefühl im Auge entsteht. Eine weiteres Problem kann durch Pollen, Staub und Insekten entstehen, sie werden von einer Brille besser von den Augen ferngehalten. Wer Kontaktlinsen während der Fahrt bevorzugt und gerne ohne oder mit offenem Visier fährt tut sich mit einer hochwertigen Sonnenbrille einen Gefallen. Hier gilt ebenso auf ein leichtes Modell mit flachen Bügelenden und entspiegelte Kunststoffgläser zu achten.
Warum Sie eine Zweitbrille mitführen sollten
Egal welche Sehhilfe Sie beim Fahren dem Motorrad- oder Roller tragen. Zur eigenen Sicherheit und aus rechtlichen Gründen sollten Sie immer eine Ersatzbrille mit der entsprechenden Sehstärke dabei haben. Ein Vermerk im Führerschein, der sogenannte Code 01 im Feld unterhalb der Kategorie, weist Brillenträger als solche aus. Damit gilt Brillen- oder Kontaklinsen-Tragepflicht. Wenn unterwegs die Brille kaputt oder verloren geht, dürften Sie demnach nicht weiterfahren, weil die gesetzlich vorgeschriebene Sehkraft nur mit einer Sehhilfe erreicht wird. Bei einer Verkehrskontrolle oder bei einem Unfall könnte diese Ordnungswidrigkeit Konsequenzen haben und zu bösen Überraschungen führen. Entweder müssten Sie im erstem Fall ihr Fahrzeug stehen lassen oder die Versicherung könnte im Schadenfall die Leistung verringern oder schlimmstenfalls verweigern.
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(Quelle; ADAC)