Smartes Sehen

Ein Sehtest zuhause auf dem Sofa – bequem, schnell und kostenlos. Doch reicht das, um die Augengesundheit wirklich im Blick zu behalten? Wir zeigen, wann Online-Sehtests hilfreich sein können – und in welchen Fällen der Gang zum Fachoptiker unverzichtbar ist.

Ein kurzer Klick, ein paar Fragen, Zahlen oder Buchstaben lesen – schon steht das Ergebnis. Online-Sehtests sind praktisch und versprechen schnelle Klarheit. Doch so verlockend die Selbstkontrolle am Bildschirm auch klingt: Wer sich allein darauf verlässt, riskiert, wichtige Veränderungen an den Augen zu übersehen.

Erste Orientierung statt Diagnose

Online-Sehtests sind vor allem eines: ein unkomplizierter Selbst-Check. Sie geben eine grobe Einschätzung, wie gut man aktuell sieht. Anbieter wie Fielmann oder Visilab ermöglichen Tests zu Kurz- und Weitsichtigkeit, Astigmatismus oder Gesichtsfeld. Der ZEISS Online-Seh-Check geht noch weiter und überprüft zusätzlich Farb- und Kontrastsehen. Am Ende erhält man meist eine Empfehlung, ob ein Besuch beim Optiker sinnvoll ist.

Damit eignen sich Online-Tests gut für Menschen, die sich fragen: «Brauche ich vielleicht eine neue Brille?» – oder die ihre Sehleistung im Alltag überprüfen möchten, etwa bevor sie über eine neue Sehhilfe nachdenken.

Warum nur Fachoptiker die ganze Wahrheit sehen

So hilfreich digitale Tests sein mögen – sie haben klare Grenzen. Eine professionelle Augenprüfung beim Gesundheitsoptiker umfasst zwei wesentliche Schritte: die objektive Brillenglasbestimmung mit technischen Geräten wie dem Autorefraktometer und die subjektive Anpassung, bei der die Fehlsichtigkeit exakt auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt wird.

Dazu kommen weitere Untersuchungen, die online nicht abgebildet werden können: Augeninnendruck-Messung, Glaukom-Checks, Netzhautkontrollen oder eine persönliche Beratung zu Beschwerden. All das ist entscheidend, um Krankheiten frühzeitig zu erkennen – lange bevor Symptome spürbar werden.

Ein Beispiel: Ein beginnendes Glaukom bleibt im Online-Test unsichtbar, kann aber bei der professionellen Kontrolle entdeckt werden.

Für wen Online-Sehtests taugen – und für wen nicht

Gut geeignet sind sie für:

  • Gesunde Erwachsene mit leichter Fehlsichtigkeit, die sich einen schnellen Überblick verschaffen möchten.
  • Menschen ohne akute Beschwerden, die vermuten, dass ihre Brillenstärke nicht mehr ganz passt – etwa vor der Herbst-Brillensaison.

Nicht geeignet sind sie für:

  • Kinder – ihre Augen entwickeln sich dynamisch, weshalb nur eine genaue Untersuchung beim Fachoptiker verlässliche Ergebnisse liefert.
  • Risikogruppen wie Personen mit familiärer Vorbelastung (z. B. Glaukom), mit chronischen Erkrankungen oder komplexen Sehproblemen.
  • Alle, bei denen der Online-Test Auffälligkeiten zeigt. In diesem Fall ist ein Termin beim Gesundheitsoptiker dringend notwendig.

Online-Tests richtig nutzen

Online-Sehtests sind keine amtlich anerkannten Prüfungen – zum Beispiel nicht für den Führerschein. Sie eignen sich einzig als Orientierung im Alltag. Wer den Selbst-Check macht, sollte die Ergebnisse kritisch betrachten: Fallen Abweichungen oder Unregelmässigkeiten auf, führt kein Weg an einer professionellen Untersuchung vorbei.

Im besten Fall helfen Online-Tests also, das Bewusstsein für die eigene Sehleistung zu schärfen – und motivieren, rechtzeitig einen Termin beim Optiker zu vereinbaren, bevor Sehprobleme den Alltag einschränken.

DSGVO Cookie-Einwilligung mit Real Cookie Banner